Das Licht des Gebens

Sunrise in Aswan, Egypt
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Wenn es denn jemanden schlecht geht, dann ist es nur meinem eigenen Egoismus.

Der Punkt im Herzen hat dagegen eine Möglichkeit erhalten, aufzusteigen und an den Schöpfer anzuheften. Nun muss ich mich nur darin verstärken, egal was sich vor meinen Augen öffnet – ich richte mich über der Dunkelheit auf, um das Licht zu erlangen, dessen Wesen das Geben an den Schöpfer sei. Dieses Licht ist nicht für meine Erfüllung gedacht, es erfüllt etwas anderes, bereits in meinem neuen Willen – in meinem neuen Kli. Ich werde dadurch erfüllt, das ich den Schöpfer erfreue.

Wie?

Ich erhebe mich über allem, was in meinen egoistischen Gefässen geschieht.

Rav Laitman, 04.04.2013

Wer bin ich?

where to go?
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„Öffnen mir Dein Herz, und ich öffne die Welt für Dich.“
(aus dem Buch „Sohar“)

Wer bin ich? Gibt es einen Menschen auf dieser Welt, der sich nicht wenigstens einmal in seinem Leben diese Frage gestellt hat? Die derzeitigen wissenschaftlichen Theorien behaupten, dass die Welt durch unveränderliche physikalische Gesetze bestimmt wird, auf die wir keinen Einfluss ausüben können. Und wir hätten einzig nur die Möglichkeit diese Gesetzmäßigkeiten klug anzuwenden, um gut 70 bis 120 Jahre zu leben, während denen wir den Boden für künftige Generationen bereiten, in buchstäblichem und im übertragenen Sinne. Aber wozu das alles? Zu welchem Nutzen? „Hat sich die Menschheit durch Evolution langsam aus einfacheren Formen entwickelt?“ oder „Stammt das Leben von anderen Planeten ab?“

Es gibt zwei Fixpunkte – Geburt und Sterben. Und was sich zwischen diesen beiden Daten ereignet ist einzigartig und daher kostbar. – Oder anders gesagt: unter der Annahme, dass nach dem Sterben nur Dunkelheit herrscht, alles zu Ende ist und sich Abgründe auftun – wäre das Leben für nichts und wieder nichts. Wo bliebe denn die weise, allwissende und logisch handelnde Natur, die niemals etwas ohne Nutzen hervorbringt? Oder gibt es etwa noch weitere Gesetze und Zielsetzungen, die noch unentdeckt sind? Unsere Forschungen beschäftigen sich hauptsächlich mit den Reaktionen auf unsere Aktionen, den Rückmeldungen, die wir durch unsere fünf Sinne erhalten: dem Tasten, Riechen, Sehen, Hören und Schmecken, technische Instrumente eingeschlossen, die es uns erlauben, die Wahrnehmung unserer Sinne zu erweitern. Alles, was jenseits dieser Forschungsmöglichkeiten liegt, wird von uns gar nicht wahrgenommen und existiert demnach für uns nicht. Mehr noch – wir sind unfähig zu bemerken, dass uns Sinne fehlen, sowenig wie wir das Fehlen eines sechsten Fingers vermissen, oder wie es unmöglich ist, dem von Geburt an Blinden das Sehen zu erklären. Aus diesem Grund wird der Mensch mit Hilfe der ihm zur Verfügung stehenden Methoden niemals die verborgene Ordnung der Natur enthüllen können.

Entsprechend der Kabbala ist die spirituelle Welt existent, aber sie kann durch unsere Sinnesorgane nicht wahrgenommen werden; unser Universum ist ein sehr kleiner Teil im Zentrum dieser Welt, und unser Planet Erde ist das Innerste davon. Die uns bekannte Welt der Informationen, der Gedanken und Gefühle wirkt durch die physikalischen Naturgesetze der (greifbaren) Natur auf uns ein und durch zufällige Begebenheiten setzt sie uns bestimmten Situationen aus, durch die unser Verhalten bestimmt wird. Wir haben jedoch keinen Einfluss auf Parameter wie Zeit und Ort unserer Geburt, darauf wer wir sein werden, auf welche Menschen wir während unseres Lebens treffen werden, und auch nicht darauf welche Folgen unsere Handlungen haben werden.

Gemäß der Kabbala gibt es vier Wissensgebiete, die der Mensch erfassen soll und kann:

1. Die Schöpfung: Studium der Schöpfung und der Entfaltung der Welten: wie der Schöpfer alles erschaffen hat, wie die spirituellen und materiellen Welten sich gegenseitig beeinflussen, was der Sinn der Erschaffung des Menschen ist.

2. Die Aufgabe: Studium der menschlichen Natur und ihrer Verbindung zur spirituellen Welt; dies entspricht der praktischen Kabbala.

3. Der Zyklus der Seelen: Das Erforschen der Natur der Seele und ihrer Zyklen. Wie der Mensch im Laufe dieses Lebens handelt und im Laufe der nachfolgenden. Was ist das Ziel des Herabsteigens einer Seele in einen Körper, und aus welchen Gründen bekommt gerade dieser Körper diese bestimmte Seele? Die Geschichte der Menschheit als Ergebnis einer bestimmten Ordnung, sowie die Übertragung der Seelen wird ebenso analysiert.

4. Die Gesetzmäßigkeiten: Studium unserer Welt – der unbelebten Objekte, der Pflanzen und Tiere, ihrer Natur und welche Rolle sie spielen und auf welche Weise sie von der spirituellen Welt gelenkt sind; der höchsten Ordnung und unserer Wahrnehmung von Natur, Zeit und Raum; das Erforschen der höchsten Mächte, die die physischen Körper zu einem bestimmten Zielpunkt hinbewegen. Ist es möglich, das größte Geheimnis des Menschendaseins zu erahnen, ohne nach seinen Ursprüngen zu fragen? Jedermann versucht es zu ergründen.

Die Suche nach dem Sinn und Zweck des Lebens eines Individuums, sowie nach dem der Menschheit als Ganzes stellt den Mittelpunkt im spirituellen Leben eines Menschen dar. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sehen wir ein Wiederaufleben religiöser Bewegungen. Der technologische Fortschritt und politische und soziale Umwälzungen haben zur Entstehung aller möglichen philosophischen Theorien geführt, die dem Menschen jedoch keine Erfüllung im spirituellen Sinn geschenkt haben. Dazu erklärt die Kabbala folgendes: aus all den vorhandenen Freuden hat unsere Welt nur einen winzig kleinen Funken davon erhalten. Die Gegenwart dieses Funkens in der Materie schenkt uns Vergnügen und Freude. In anderen Worten sind alle angenehmen Gefühle, die der Mensch in verschiedenen Situationen erfährt und die durch die unterschiedlichsten Dinge hervorgerufen werden, in der Tat ausschließlich auf die Anwesenheit dieses Funkens zurückzuführen. Des weiteren muss der Mensch, während die Zeit verstreicht, immer neue Objekte suchen, die seinem Vergnügen dienen, in der Hoffnung auf immer größere und größere Vergnügungen, ohne zu merken, dass die Objekte seiner Vergnügung nur äußere Hüllen darstellen, das Wesen des Ner Dakik (winziger Funke) jedoch dasselbe bleibt.

Verbannung aus der höheren Welt der Liebe

Paradise
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Wir existierten einst in der höheren Welt in unseren Wurzeln, von der unendlichen Liebe und vom unermesslichen Licht der Freude umgeben. Aber wegen der Sünde des „ersten Menschen“ Adam, der das höhere Licht egoistisch für sich selbst empfangen hat, gab es einen Zerbruch der Einheitsseele, und wir landeten hier in dieser materiellen Welt. Statt des Gefühls, die fünf Ebenen der Welt der Unendlichkeit wie: Shoresh, Aleph, Bet, Gimel, Dalet (0-1-2-3-4) und die fünf spirituellen Parzufim (hebr. Gesichter): Keter, Chochma, Bina, Seir Anpin, Malchut zu empfinden – finden wir uns plötzlich in der irdischen Wirklichkeit wieder, die in uns durch die fünf folgenden Realitäts-Stufen wahrgenommen wird: die Wurzel, die Seele, der Körper, die Kleidung und der „Palast“ (hebr. Shoresh, Neshama, Guf, Lewush, Heichal).

Wir sehen eine Wirklichkeit, die nicht wirklich existiert, und dabei nicht einmal wissen, dass es eine andere, die wahre Wirklichkeit der Liebe und des Lichts gibt, die ursprünglich erschaffen worden ist. Wir befinden uns in einer Verbannung, einem Exil, als ob wir auf ein fernes, fremdes Land verbannt wurden, wie einst die Verbrecher mit dem Schiff nach Australien verfrachtet wurden.

Unser Problem ist jedoch viel schlimmer: der Mensch in dieser Welt hat nicht einmal das Gefühl, dass er irgendwo in der Heimat sein Haus und ein glückliches Leben gelassen hat. Er hat sich an dieses Exil nicht nur gewöhnt, sondern auch seine Heimat total vergessen! Aber es gibt Menschen, die ihm dieses Gefühl des Exils geben können, ein wenig über seine alte Heimat erzählen, wo sie ein wirklich gutes Leben hatten. Und dann stellt der Mensch fest, dass er in einer Verbannung ist. Und dann muss er darauf achten, die erste Erkenntnis, die in ihm noch keine deutliche Empfindung weckt, weiter zu erforschen, um eine tiefere Beziehung zum Thema aufzubauen.

Dies ist ein sehr dünnes Ende eines Fadens, den man uns geworfen hat, der manchmal aus der Erfahrung des Menschen verschwindet, und manchmal nochmals aufwacht. Und von diesem Moment an, hängt alles von der individuellen Arbeit des Menschen ab. Der Schöpfer gab ihm ein Ende dieses Fadens, eröffnete wieder eine Verbindung zu ihm, aber deren Verstärkung hängt nur vom Menschen selbst ab, weil er die Sorge und die Furcht vor deren Verlieren hat. Es kommt alles auf die Bedeutung an, die der Mensch dieser Verbindung beimisst, ohne dabei die Angst vor jeglichen Störungen zu haben. Der Mensch muss bereit sein, viel für sie zu geben. Der Fortschritt kommt nur durch Zugeständnisse, was bedeutet, dass der Mensch die Beziehung mit dem Schöpfer mehr als alle Güter dieser Welt schätzt.

Zeit, Bewegung und Raum existieren nur im Bewusstsein

Madonna Dot by dot (mosaic)
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„Zeit, Bewegung und Raum existieren nicht. Nur wir bezeichnen diese Parameter in unserem Bewusstsein, in unserer Wahrnehmung als Jahre, Zeit, Bewegung oder Raum. Auf diese Weise machen wir uns ein gewisses Bild von der Welt. Aber es gibt keine Milliarden von Jahren außerhalb von dir.

Wenn du nun fragst, ob es gestern gab oder nicht, so muss man zuerst klären, was “gestern” oder vor Tausend von Jahren geschah? Was bedeutet dieses Wort “geschah” überhaupt? Ich empfinde jetzt Zustände, die ich als “gestern”, “vorgestern” oder “morgen” bezeichne. Wenn man diesen einen Punkt, “mich, der empfindet”, abtrennen würde, dann bliebe nichts von den Zuständen übrig.

Wir sprechen nur darüber, wie wir diese Illusion hinter uns lassen können. Wir sind ganz verwirrt, und es ist nicht nötig, zu besprechen, was hier geschieht – man sollte nur daran denken, wie man über die Grenzen dieser materiellen Empfindung und dem darauf aufbauenden Verständnis hinausgehen kann. Dann werden wir die Wahrheit empfinden und verstehen, sowie unseren eigenen Zustand begreifen. Solange wir uns innerhalb dieses Zustands befinden, können wir nichts beurteilen.

Wir befinden uns in dieser Realität im Bewusstsein, weil wir uns korrigieren sollen. Wenn ich mich an dich wende, korrigiere ich dadurch eigentlich mich selbst. In mir existiert eine gewisse Vorstellung von dir, die mir als abgetrennt und sogar feindlich erscheint. Aber in Wirklichkeit ist es ein unzertrennlicher Teil von mir, und ich bin verpflichtet, ihn zu korrigieren. Ich sehe alle meine Teile, als ob sie von mir getrennt wären, und diese Wahrnehmung heißt “das Zerbrechen”. Und nachdem ich mich korrigiert habe, werden diese Einzelteile zu einem Ganzen vereint.

Und schon auf der ersten Stufe der spirituellen Wahrnehmung werde ich sofort die richtigere Vorstellung davon bekommen, was Zeit, Bewegung und Raum eigentlich sind, weil in mir die höhere Dimension erscheinen wird. Ich werde bereits im geringen Maße empfinden, was spirituelle Eigenschaften und die drei Achsen des Koordinatensystems unter Berücksichtigung der Zeit bedeuten. Ich werde erkennen, dass die Zeit eine Kette von Ursachen und Folgen darstellt, zwischen denen es keine Abstände gibt, welche nur infolge mechanischer Handlungen entstehen.

Der Begriff der Spiritualität sieht vor, dass wir selbst die Zeit erschaffen und ihre Geschwindigkeit anhand unserer eigenen Korrekturen bestimmen. Wir werden die Zeit nicht anhand der Drehung der materiellen Planeten um einander herum, sowie von Tagen, Monaten oder Jahren messen. In der spirituellen Welt gibt es keine Zeit, und alle Handlungen geschehen unmittelbar aufeinanderfolgend. Hast du eine Handlung begangen, dann wurde ein Impuls geschaffen, die darauf folgende Handlung führt zum nächsten Impuls, wobei es zwischen den Impulsen keinen Abstand gibt.

Das ganze Problem besteht darin, dass wir die spirituelle Zeit noch nicht empfinden. Aber in dem Moment, in welchem du die spirituelle Welt erlangst, sogar schon beim Aufstieg auf die erste spirituelle Stufe, wirst du beginnen, dir die Welt in diesen neuen Kategorien vorzustellen. Sie werden keine Illusion mehr sein, sondern eine reale Empfindung.

Ebenso klar und deutlich, wie du jetzt um dich herum diese Welt in deiner inneren Wahrnehmung empfindest, wirst du noch ein zusätzliches Bild offenbaren, aus dem heraus du die neuen Definitionen begreifen wirst. Aber bis zum Ende der Korrektur wirst du innerhalb dieser zwei Dimensionen leben: innerhalb des Raums dieser Welt, und in einer zusätzlichen Dimension – in der spirituellen Welt.“

Auszug aus dem Unterricht von Dr. Michael Laitman nach dem Buch von Ari “Die Tore der Absichten”, 11.04.2012

Kabbala: Wissen über den Abstieg der Welten

„Es gibt ein Gleichnis von einer Gruppe von Wanderern, die sich in der Wüste verlaufen hatten und an Durst und Hunger litten. Einer von ihnen fand einen Ort, reich an allem, und gedachte dann seiner unglücklichen Freunde. Er hatte sich aber bereits so weit von ihnen entfernt, dass er nicht mehr wusste, wo sie sich befanden. Was machte er also? Er fing an, laut zu schreien und ein Horn zu blasen – vielleicht würden seine unseligen hungrigen Freunde seine Stimme hören, sich ihm nähern und ebenfalls diesen Ort betreten, der voller Güte und Freuden war.

Dasselbe Bild liegt vor unseren Augen:

Wir haben uns gemeinsam mit dem Rest der Menschheit in einer schrecklichen Wüste verlaufen und fanden nun eine riesige Schatztruhe, die mit allem Guten gefüllt ist. Die Rede ist von kabbalistischen Büchern in dieser Schatztruhe, die unsere durstigen Seelen tränken und uns mit dem lebensbringenden Nektar und mit Entzückung füllen, bis wir satt und befriedigt werden. Und trotzdem ist die Erinnerung an unsere Freunde, die in der schrecklichen Wüste verloren blieben, in unsere Herzen eingemeißelt. Der Abstand zwischen uns ist aber groß, und unsere Stimmen erreichen einander nicht. Und daher haben wir dieses „Horn“ vorbereitet, um es laut zu blasen – vielleicht werden unsere Brüder uns hören, sich uns nähern und genauso glücklich sein wie wir.

Wisset, Brüder, Fleisch von unserem Fleische: Das ganze Wesen der Wissenschaft Kabbala ist das Wissen davon, wie die Welt aus der Höhe der Himmelsspitze bis zu unserer Niederung abgestiegen ist.

Und diese Wirklichkeit war unumgänglich, weil „das Ende der Handlung im ursprünglichen Gedanken vorhanden ist“, und der Gedanke des Schöpfers unmittelbar wirkt, weil Er keines Instruments (eines Kli) zu einer Handlung bedarf, wie es für uns der Fall ist. Und daher sind wir ursprünglich in der Endlosigkeit entstanden (das heißt im Gedanken des Schöpfers, Seinen Geschöpfen Genuss zu bescheren), mit all ihrer Vollkommenheit, und emanierten hin zu unserer Welt.

Spiritueller Aufstieg 300x300
Daher ist es sehr einfach, in der Wissenschaft der Kabbala alle Korrekturen zu finden, die aus denjenigen vollkommenen Welten eintreffen werden, die uns vorausgingen. Daraus erfahren wir, wie wir unsere Wege von hier und weiter berichtigen sollen.“

– Baal HaSulam, Aufbau der zukünftigen Gesellschaft

»Genauso, wie man seinen Körper nicht ohne Wissen über
die stoffliche Zusammensetzung in der Natur erhalten
kann … so ist auch unsere Seele in der nächsten Welt nicht
lebensfähig, wenn sie nicht einiges Wissen über die Zusammensetzung
der natürlichen Systeme der spirituellen Welten
erwirbt. … Man wird wiedergeboren, bis einem das Erlangen
der Weisheit der Wahrheit durch und durch gewährt
wird.«
– Baal HaSulam, In meinem Fleische ist die Stütze des Schöpfers

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Zukünftige Welt im Geben: Hier und Jetzt

Voyeurism
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Der Mensch stellt sich die zukünftige Welt ganz abgerissen von jener Realität vor, in der er sich heute befindet. Er denkt, dass die spirituelle Welt sich an einem anderen Ort, einem anderem Raum, in einem anderen Universum befindet.

Wir verstehen also nicht, dass wir die höhere Welt gerade hier, als die Ergänzung zu dieser Welt offenbaren werden. Es ist üblich zu denken, dass wir nach dem Tod in die spirituelle Welt gelangen. Und wenn der Mensch gemäß der Wissenschaft der Kabbala erkennt, dass er die spirituelle Welt noch in diesem Leben, vor seinem Tod sehen wird, dann denkt er dennoch daran, dass er irgendwelche jenseitigen Welten offenbaren wird, die von allem fern sind, was er heute hat.

Aber diese Vorstellung ist eben falsch! Uns wird einfach das Netz der Beziehungen zwischen den Menschen offenbart und der Schöpfer, der diese Welt, diese Realität ausfüllt. Wir enthüllen die Kraft, welche das Universum lenkt und bewegt und die uns früher verborgen war. Dann wird alles offenbar.

Und als die Ergänzung zum egoistischen Verlangen, in dem wir alle Erscheinungen empfanden, welche übrigens als “diese Welt” bezeichnet werden, wird in uns das Verlangen des Gebens wachsen, und darin die neue Erscheinung, welche “die höhere Welt” oder “die zukünftige Welt” heißt. Es handelt sich also um die Welt, die zu uns “kommen” wird.

Und wenn der Mensch mit allen seinen Kräften versucht, sich die Form der zukünftigen, höheren Welt, des Schöpfers vorzustellen, und zwar als ein verbindendes Integralnetz, das zwischen all jenen Formen offenbart wird, die er jetzt in seiner Welt sieht, dann hilft ihm eine solche Vorstellung sich kein “Idol oder ein betrügerisches Heiligenbild” zu erschaffen, sowie im Nebel und in der Mystik nicht verwirrt zu werden.

Die höhere Welt ist ein Netz des Gebens, das sowohl zwischen allen Teilen dieser Realität, als auch zwischen den Teilen des zusätzlich enthüllten Systems der Kräfte offenbart wird. Es gibt nichts, außer dieser Kräfte: sei es die Kraft des Wunsches, der Absicht, des Gedankens.

Und wenn sich der Mensch die Realität auf diese Weise vorstellt, dann begreift er, dass er über alle Mittel zur Erreichung dieser neuen, zusätzlichen Realität verfügt.

Denn sie wird mit Hilfe der Menschen, die Träger dieser Kräfte des Gebens sind, seiner Freunde erreicht, die am Geben, an der altruistischen Absicht interessiert sind. Und jetzt kann er zusammen mit ihnen dieses System des Gebens aufbauen und die spirituelle Realität enthüllen.

Auszug aus dem Unterricht von Rav Dr. M.Laitman, 16.10.2011

Das Reshimo – Kabbala erklärt die Spirituelle DNA

278 Spiralling Step's of the Amedee Lighthouse
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„Der Spaß fängt erst dann an, wenn man die Regeln kennt. Im Universum aber sind wir momentan noch dabei, die Spielanleitung zu lesen.“
Richard Phillips Feynman
US-amerikanischer Physiker
Nobelpreisträger des Jahres 1965.

Alle von uns wissen über die DNA in unseren Körpern, die die genetische Anordnung für unsere biologische Entwicklung beinhalten. Im Grunde genommen ist sie eine Reihe von Informationsdaten, die unseren Körpern die Anweisung gibt, wie und wann sie sich entwickeln. Aber wie hängt dies mit der Kabbala zusammen, werden Sie sich fragen?

Die Kabbala sagt, dass wir mehr als nur physische DNA in uns haben. Wir haben auch eine spirituelle, die Reshimo genannt wird. Und genauso wie die physische DNA ist das Reshimo eine Reihe von Information in uns. Das Reshimo kann beschrieben werden als eine Spirale von Informationen, die –  stufenweise enträtselt –  bewirkt, uns in jedem einzelnen Moment zu verändern und zu entwickeln.

So arbeitet sie: Jeder neue Moment für uns ist in der Tat ein Reshimo, das in uns auftaucht. Sobald es dies tut, empfinden wir plötzlich unterschiedlich zum vorherigen Moment, sehen andere Dinge rund um uns und erleben das Phänomen der vorübergehenden Zeit. Sobald wir durch die Erfahrung hindurch gegangen sind, die uns das gegenwärtige Reshimo anweist, zu durchlaufen, kommt ein nachfolgendes komplett neues Reshimo an die Oberfläche und plötzlich spüren wir, dass Zeit einen weiteren Moment vorwärts rückt, zusammen mit allen inneren und äußeren Änderungen, die wir erfahren.

Aber da ist noch mehr. Kabbala erklärt, dass das spirituelle Gen, das Reshimo, einen Zweck hat. Es lenkt unsere spirituelle Entwicklung zu einem einzigen Ziel: sich mit der Kraft zu verbinden, die alle Teile der Schöpfung miteinander verknüpft, dem Schöpfer. Das bedeutet, dass wir schließlich einen Zustand erreichen, wo wir die wirkliche Kraft fühlen und verstehen werden, die unsere Existenz erhält und uns erschuf, damit wir damit beginnen. Dieses Ziel wird in der Kabbala als „Anheftung an den Schöpfer“ beschrieben.

Demzufolge ist es nicht nur unsere Technik, Kultur und Wissenschaft, die sich durch die Generationen und von einem Jahr zum nächsten entwickeln. Wir entwickeln uns auch innerlich oder spirituell, um der Angleichung an den Schöpfer näher zu kommen. Tatsächlich ist es unsere spirituelle Entwicklung, die alle unsere körperlichen Neuerungen und Leistungen hervorruft. Wie?

Wie oben beschrieben, bringt uns das Enträtseln des Reshimo dazu, uns permanent in einem neuen Zustand der Entwicklung zu finden, sowohl persönlich als auch global. Wir wollen höhere Lebensstandards als zuvor, bessere Technologie, eine gebildetere Kultur usw.. Kabbala erklärt, dass dies geschieht, weil uns hinter dem Vorgang das Reshimo unablässig antreibt, unsere Wünsche zu steigern und deshalb wollen wir ständig neue Dinge. Folglich hat gerade unsere spirituelle Entwicklung uns zu unserem äußeren Fortschritt gebracht, sprich alles was wir in Technik, Kultur und Wissenschaft erreicht haben.

Kabbala erklärt, dass der Schöpfer uns zusammen mit dem Reshimo geschaffen hat, das unsere Entwicklung lenkt, sodass wir letztendlich Seinen Zustand erreichen werden. Interessant ist, dass die einzige Sache, die sich verändert und entwickelt, sind wir selbst, während die Kraft, Schöpfer genannt, unverändert bleibt – sie ist in einem Zustand der vollständigen Perfektion. Deswegen, etwas paradox, ist der Zweck unserer ganzen Bewegung und Entwicklung, diesen selben perfekten Zustand der absoluten Ruhe, in dem sich der Schöpfer befindet, zu erreichen. Das ist es, wo unsere spirituellen Gene uns hinführen.