Verhüllung des Lichts

sunbeams
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Wenn der Schöpfer, welcher für uns die Liebe und das Geben darstellt, uns zur Gleichheit mit Ihm und Seinem Licht anleiten will, wie kann Er aber dann in uns die Empfindung Seiner Herrlichkeit, die Wichtigkeit des Gebens und der Liebe erwecken, damit wir uns verändern wollten? Schließlich lebt der moderne Mensch ohne jegliche Vorstellung davon zu haben, daß er den allen höchsten Genuß nur durch das Geben an seinen Nächsten und durch die Liebe des Schöpfers bekommen kann – dies war der Schöpfungsgedanke des Schöpfers, den Seelen den höchsten Genuß zu bereiten. Doch solange der Mensch diesen Genuß für sich egoistisch empfangen will, ist er vom Schöpfer weit entfernt. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als nur stufenweise durch alle spirituellen Welten hindurch aufzusteigen und uns jedesmal darum zu bemühen, einen höheren Zustand zu bevorzugen, wo wir noch mehr als Gebende und noch mehr als Liebende sein können.

Der Schöpfer kann uns Seine unendliche Liebe und sein unermäßliches Licht des Genußes nicht sofort enthüllen. Denn wenn Seine Liebe ohne Vorbereitung offenbart wäre, dann würde die ganze Treppe,  die uns nach oben führt und der ganze Unterschied zwischen den Treppenstufen sofort vernichtet. Wir würden durch diesen Licht-Genuß egoistisch erkauft und könnten uns nicht mehr entwickeln.

Ähnlich wie ein verwöhntes Kind, das sich zuhause wie der Chef benimmt, wo seine Eltern für es alles machen würden. Nehmen, nehmen, nehmen – alles ist erlaubt un möglich. Es benutzt einfach die Liebe seiner Eltern für sich selbst. Wenn es sich jedoch woanders befindet, dann benimmt es sich auch ganz anders: es wird niemals genauso fordern wie bei sich zu Hause. Es würde sich einfach genieren und sich fürchten. Aber zu Hause gibt es weder Scham, noch Furcht! Würde der Schöpfer uns Seine Liebe sofort an der Stelle offenbaren, so könnten wir, wie unerzogene Kinder, Seine Größe, Seine Herrlichkeit und Seinen Gedanken niemals richtig bewerten.

In der materiellen Welt wirkt in uns ein Naturinstinkt, welcher uns dazu zwingt, erwachsen zu werden und sich natürlicherweise im Egoismus zu entwickeln. Aber in der spirituellen Welt, dort wo die Liebe und das Geben an den Nächsten ein wahres spirituelles Gesetz ist, existiert ein solcher tierischer Instinkt nicht! Wir müssen uns selbständig in Richtung Geben und Liebe entwickeln, um die Gleichheit mit dem Schöpfer freiwillig (!) zu erlangen. Wenn sich der Schöpfer gleich und hier an der Stelle offenbart hätte, dann würden wir Ihn in allem vernachlässigen und solche ewige Werte wie die Liebe und das Geben nie richtig schätzen können. Deshalb hält Er sich vor uns verborgen, um uns eine Entwicklung auf freiwilliger Basis zu ermöglichen, Seine Grösse und die Herrlichkeit des Gebens und der Liebe nur aus der Finsternis heraus zu begreifen. Denn wenn wir uns unvorbereitet im Licht befinden würden, könnten wir es niemals begreifen.

Nur hier und jetzt im materiellen, können wir die Liebe und das Geben an den Nächsten praktisch üben, was ein unschätzbares Sprungbrett für die Zukunft des wahren spirituellen Menschen darstellt, die ihm noch in der höheren Welt bevorsteht.

Liebe, die vom Egoismus befreit

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© photo credit: qthomasbower

Text aus einem kabbalistischen Lied: Liebe, die vom Egoismus befreit

Liebe ist nicht deine und nicht meine,
Sie ist nicht mit Erfolg und Emotionen verbunden.

Liebe existiert ewig.
Wenn sie da is, spüren sie alle.

Liebe – ist die wahre Liebe,
Sie befreit dich vom Egoismus.
Liebe – ist das Geben.
Sie existiert zwischen den Seelen.

האהבה

האהבה היא לא שלך

האהבה גם לא שלי

היא לא קשורה להצלחה

לחיובי או לשלילי

האהבה היא לא זמנית

היא לא עוברת לעולם

כשהיא קיימת היא נצחית

ומחבקת את כולם

האהבה היא אהבה

היא השחרור מעצמך

האהבה היא נתינה

היא מגיעה מהנשמה

Wie unser Ego durchleuchtet wird

Inside
© photo credit: Andrew Mason

„Wir glauben, dass wir uns in einer Welt befinden, die lebt und existiert, dass sie beständig und alles in ihr ziemlich stabil ist. Wir lassen noch nicht einmal die Vorstellung zu, dass alles Sichtbare und Wahrnehmbare unbeständig und relativ ist.

Die Menschheit war immer der Meinung, dass die Welt tatsächlich existiert und der Mensch in ihr lebt. Diese Meinung wurde dadurch bestärkt, dass die Menschen alles, was sie umgibt, unseren Planeten, die Sterne und die Galaxien gesehen haben.

Und obwohl der Mensch zur Welt kommt, lebt und stirbt, würde das alles an der gleichen Stelle weiter bestehen bleiben. Das würde heißen, alles, was uns umgibt, existiert außerhalb von uns. Dies wurde von den Menschen jahrtausendelang angenommen.

Doch nun kommt die Wissenschaft der Kabbala und zerstört vollkommen das Fundament, auf dem unsere Wahrnehmung gegründet war, und lässt keinen Stein auf dem anderen. In erster Linie erklärt sie, dass alles, was wir vor uns sehen, sich nicht außerhalb, sondern innerhalb von uns, in unserem Verlangen bzw. unserem Wunsch befindet.

Wenn also diejenigen, die ich vor mir sehe, sich in meinem Kopf befinden, befinde ich mich selbst auch dort. Die Kabbala behauptet, dass das richtig ist und die ganze Wahrnehmung der Realität, die wir im Moment haben, trügerisch ist.

Uns wird erklärt, dass es so ist, als ob es im Hinterkopf einen Projektor geben würde, der alles Wahrnehmbare in Bildern, die scheinbar vor mir ablaufen, wiedergibt. Auf diese Weise würde ich sowohl meinen Körper als auch alles, was außerhalb von ihm geschieht, sehen.

Die Kabbalisten erklären es uns mit absoluter Ernsthaftigkeit und betonen, dass gerade dadurch, dass ich Dinge innerhalb von mir spüre und außerhalb von mir sehe, ich eine besondere Erkenntnis – die Enthüllung des Schöpfers – erlangen kann.

Ich sehe, dass sich alles um mich herum jeden Augenblick verändert und bewegt wird. Dies geschieht entsprechend der Veränderung meiner Eigenschaften und bedeutet, dass ich selbst meine Realität erschaffe.

Die Wissenschaft der Kabbala erzählt uns, dass außer dem Punkt, der als „Ich“ bezeichnet wird, alles andere nur das höhere Licht, das Licht der Unendlichkeit, in dem ich mich befinde, ist. Dieses Licht hat eine Eigenschaft: das Geben und die Liebe. Und vor dem Hintergrund dieses Lichts erkenne ich meine Eigenschaften, die ihm entgegengesetzt sind.

Ich glaube, dass außerhalb von mir eine große Welt existiert, in der sich alles bewegt, doch all das wird von meinem Verlangen, meinem Ego, von dessen verschiedenen Eigenschaften projiziert, die mein inneres Bild wie auf einem Röntgenbild zeigen.

Kann ich die Realität verändern? – Ja, ich kann das, unter einer Bedingung, dass ich mich selbst verändere. Und das ist bereits eine sehr ernsthafte Sache. Das heißt, ich habe in meinem Leben eine Familie, einen Job, die große Welt, und obwohl ich sehe und spüre, wie beständig ich selbst und alles um mich herum ist, liegt es dennoch in meiner Hand, das zu verändern.

Denn wenn ich anfange, mich selbst zu verändern, verändere ich die Welt, weil der Mensch eine kleine Welt ist und alles sich in ihm befindet, außerhalb von ihm ist nur das unveränderbare Licht der Welt der Unendlichkeit.

Also hängt alles vom Menschen ab, und meine Wahrnehmung der Realität hängt allein von mir und von keinem Anderen ab.“

Aus dem Vortrag von Dr. Laitman im Auditorium „Kabbala für alle“ vom 23.11.2010.

Quelle: http://www.laitman.de/das-roentgenbild-meines-egos/

Unendlich Genießen? Geht das?

Stony Faced
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Die Kabbalisten sagen uns, dass die Schöpfung vom Schöpfer mit einem Ziel geschaffen wurde, die Geschöpfe mit dem unendlichen Genuss zu füllen. Was ist das denn für ein Genuss und warum können wir ihn bis jetzt irgendwie nicht spüren??

Ein sehr einleuchtendes Beispiel zum Genuss gibt in seinem Buch „Einführung in die Weisheit der Kabbala“ Baal Sulam, ein bedeutendster Kabbalist des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein Beipiel mit einem Gastgeber und seinem Gast. Ein hochgeschätzter Gast kommt zu Besuch. Der Gastgeber hat für ihn einen fantastischen Tisch mit allen möglichen Speisen und Getränken gedeckt. Da der Gastgeber seinen Gast so sehr vom ganzen Herzen liebt, möchte er ihn ohne jegliche Hintergrundgedanken alle diese Speisen und Getränke geniessen lassen.

Der Gast fühlt diese herzliche Zuneigung des Gastgebers und merkt auch, dass es dem Gastgeber darum geht, seinen Gast von seinem Reichtum teilhaben zu lassen. Aber dann plötzlich verspürt der Gast so ein starkes Schamgefühl, dass er dieses Geschenk vom Gastgeber nicht annehmen kann. Der Gastgeber hat alles mögliche getan, um diesen reichen Tisch zu decken, er kennt alle Vorlieben und den Geschmak von seinem Gast, hat alles genauso gemacht, wie es der Gast haben wollte. Und der Gast verspürt jetzt einen Scham, das annehmen zu müssen, was er nach seiner Überzeugung nicht verdient hat.

Er verzichtet deswegen auf die Einladung des Gastgebers: „Ich will kein Empfänger von diesem Reichtum sein! Ich möchte am besten so ein Gebender sein, wie Du! Du hast mir Deine Liebe gezeigt, ich fühle sie auch. Wie kann ich Dir denn angemessen antworten?“. Der Gast denkt nun: „Wenn ich aber jetzt nichts annehme, dann vernachlässige ich den Gastgeber… Es wäre so, als ob ich auf seine Liebe zu mir nicht antworte?! Was kann ich denn machen, um das Problem zu lösen?“

Und dann findet er doch eine Lösung:  „Ich werde das Geschenk nur dem Gastgeber zuliebe empfangen! Weil der Gastgeber mich so liebt und den Wunsch hat, mir so viel zu geben, muss ich auf Sein Verlangen Rücksicht nehmen und es erfüllen. Ich gehe auf Sein Verlangen damit an, fühle Seine Liebe und Seinen Wunsch, dass ich was bekomme, sehe wie er daran leidet, dass ich sein Geschenk nicht annehmen möchte. Ich werde also nur mit Seinem Verlangen arbeiten und werde nur daran denken, wie ich es erfüllen kann. Um das Verlangen des Gastgebers zu erfüllen, stelle ich fest, dass ich es nur dann tun kann, wenn ich diesen reich gedeckten Tisch annehme würde und die Speisen geniessen würde. Denn nur mit dem Genuß, was ich verspüre, kann ich den Gastgeber selbst mit Genuss erfüllen. Ich muss unbedingt Ihm zuliebe empfangen und alles unendlich geniessen, nur so werde ich spüren, wie ich Ihn erfülle.“

In diesem Fall arbeitet jeder mit den Verlangen des Nächsten. Der Gastgeber denkt daran, wie der Gast von ihm empfangen und geniessen kann. Und der Gast überlegt, wie er empfängt und geniessen wird, um das Verlangen des Gastgebers zu erfüllen und den Gastgeber geniessen zu lassen. Jeder verwendet seine Verlangen, um die Verlangen des Nächsten zu erfüllen und gewinnt dabei doppelt.

Die Kabbalisten sagen uns, dass diese Idee den Schöpfungsgedanken beinhaltet. Die Geschichte mit dem Gastgeber und seinem Gast scheint uns auf den ersten Blick verständlich zu sein. Dennoch, wenn wir die Idee realisieren wollen und an unsere nächsten Schritte im Leben denken, ist die Umsetzung wirklich nicht einfach. Können wir auf die Verlangen unserer Nächsten eingehen und diese erfüllen, um davon den Genuß verspüren zu können? Nur mit einer einfachen Formel, die laut Kabbalisten „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ lautet, ist es machbar. Denn, im Idealfall, wenn wir ihn verstanden haben, wäre dies eine einzige Möglichkeit uns mit dem unendlichen Genuß zu füllen.

Denn somit verwende ich für meine Erfüllung die Verlangen meiner Nächsten, die körperlich außer mir sind, und somit unendlich zu sein scheinen. Der Schöpfer – ist ein unendliches Verlanges zu geben, und ich bin nur ein kleiner Punkt, was derzeit bereit ist, nur zu empfangen. Wenn ich jedoch beginne, mich mit den Verlangen der Nächsten zu verbinden, bekomme ich dieses unendliche Verlangen zu spüren, was ich erfüllen kann. Ich spüre sowohl diese Verlangen  als auch das, wie das Verlangen mit Genuss erfüllt wird. Demzufolge, wenn ich mit Liebe auf die Verlangen der Anderen eingehe, erhalte ich die unendlichen Verlangen, unendliches Leben und Vollkommenheit. Alles passiert nur dann, wenn ich mich zum Schöpfer annähere, wie zu dem Ziel, was ich erreichen soll.

Aus diesem Grund ist die Kabbalah wirklich die Wissenschaft des Empfangens (hebr. lekabel) – wie man empfängt und wie man ohne jegliche Einschränkung geniessen kann.